Zu wenig Lehre in der Lehre?
November 26, 2024 Texte
Stehen die Musikhochschulen sich auch selbst auf dem Schlauch?
„Wie leben ja davon, dass sich viele asiatische Studierende bewerben. Was passiert, wenn diese wegbleiben?“. So Gerald Fauth, ehemaliger Rektor der Leipziger Musikhochschule „Felix Mendelssohn Bartholdy“ (neue musikzeitung 6/21, S. 23). Gemeint sind Bewerbungen für die künstlerischen Ausbildungen (Instrumentalmusik, Orchestermusik, Gesang; nicht die pädagogischen Studiengänge). Die Leipziger Musikhochschule „lebt“ von asiatischen Studierenden! Hängt sozusagen am Tropf asiatischer Studienvorbereitungen! Lauter kann nicht „Alarm!“ gerufen werden! Es geht um Studierende, mit denen ein Studium möglich ist, das dem hohen Anspruch einer Hochschule entspricht. Ohne die asiatischen Studierenden könnte die Hochschule diesen Anspruch nicht realisieren. Längst breite Diskussion hinter den Kulissen, noch selten im öffentlichen Diskurs. „Leben“ auch die anderen 23 deutschen Musikhochschulen von asiatischen Studierenden? Das kann man schnell bestätigt sehen, wenn man ein Foyer der Musikhochschulen betritt und die Zusammensetzung der Studierendenschaft betrachtet. Der Anteil ausländischer Studierender an den deutschen Universitäten betrug im WS 19/20 insgesamt 14,2 %, an den Musikhoch - und Fachschulen insgesamt 27,9 %. Doppelt so viel. Das liegt vor allem an den künstlerischen Ausbildungen. Im WS 2019/20 waren an unseren Musikhochschulen im Studiengang der Instrumental - und Orchestermusik 62,4 % Studierende ausländischer Staatsangehörigkeit eingeschrieben (miz, deutsches Musikinformationszentrum/Deutscher Musikrat). Die Mehrheit der Studierenden an unseren Hochschulen, die den künstlerischen Beruf des Instrumentalisten oder des Gesangs anstreben, kommt aus dem Ausland.
Sind unsere Hochschulen nicht zunächst einmal für Studienbewerber und Studienbewerberinnen da, die hierzulande ihre vorbereitende Ausbildung hatten? Angereichert durch internationale Begabungen, durch internationalen Austausch der DozentInnen und Studierenden? Unsere Hochschulen leben ja auch von unseren Steuergeldern. Zumindest muss es zu denken geben, dass unsere Landeskinder in den von uns finanzierten Einrichtungen schlechte Chancen haben.
Wichtige Zwischenbemerkung. Der Mut junger Leute, sich in ein fernes Land zum Lernen aufzumachen, erfordert Respekt. Die Sprach- und Kulturunterschiede sind teils gewaltig. Es sind zweifellos tüchtige junge Instrumentalisten und Sängerinnen, die von unseren Hochschulen als geeignet aufgenommen werden. Jede Hochschule profitiert von ihnen. Aber Fauth: „Fakt ist, dass wir viel zu wenig eigenen Nachwuchs haben.“
Nicht ganz nebenbei bemerkt, es geht selbstverständlich auch um die Sprachfähigkeit im künstlerisch-wissenschaftlichen Studium. „Meine Studierenden müssen nicht Deutsch können. Ich spiele ihnen vor, sie spielen nach.“ „Ich verstehe meinen Professor kaum, der spricht immer so schnell. Dann bitte ich ihn, mir das vorzuspielen.“ Können wir damit zufrieden sein? In den wissenschaftlichen Seminaren geht das dann gar nicht mehr. Drei deutschsprechende Studierende im Seminar und 10 oder mehr Studierende aus China und Korea, die kaum etwas verstehen? Die in der Regel auch nicht auf Englisch angesprochen werden können? „Was sagen Sie dazu?“ - „Ich Korea!“. (Kein Einzelfall.) Bewirbt sich ein hoch entwickelter Instrumentalist aus Asien, wird er aufgenommen, muss er aufgenommen werden, egal wie gering seine Deutschkenntnisse sind.
Hat sich der Musikgeschmack unserer Bevölkerung geändert? Passt das Angebot der Hochschulen nicht mehr? Der Run in die Konzerte, durchaus auch in die Konzerte der „klassischen“ Programme, verneint dies vehement.
Was ist los bei der musikalischen Bildung und Ausbildung in Deutschland? Warum haben wir so wenig eigenen Nachwuchs? Warum sind die jungen Leute, die hier im Land den hochschulvorbereitenden Instrumental- oder Gesangsunterricht hatten, weniger geeignet? Einige Aufgaben müssen Bildungs- und Sozialpolitik lösen, siehe unten. Aber die Musikhochschulen selbst sind auch gefordert. Sie sollten nicht nur klagen.
Unterrichten Musikschullehrkräfte und solo-selbstständige Instrumental- und Gesangspädagogen unseren Nachwuchs denn nicht so, wie sie es auf den Hochschulen gelernt haben? Haben sie das nicht gut genug gelernt?
Bildung braucht ein passendes Umfeld. Das gilt ganz besonders für Spitzenleistungen. Fehlt in Deutschland zu oft ein förderndes musikalisches Umfeld? Ein solches entsteht z.B., wenn Eltern selbst musizieren. Vor allem diese Eltern schicken ihre Kinder zur Instrumentallehrkraft oder zum Singen. Haben wir im Land zu wenig Erwachsene, die in Kindheit und Jugend das Singen und das Instrumentalspiel als begeisternd, als persönlich wichtig erleben konnten?
Journalisten beschäftigen sich häufig damit, wie schön viele Kinder in Deutschland ein Instrument erlernen. Selten fragen sie danach, wie lange diese sich mit dem Instrument beschäftigen. In diesem konsumstarken Land werden selbstverständlich viele Instrumente verteilt. Aber die Lerndauer ist meist kurz, der Ball wird flach gehalten. Das werden die meisten Instrumentallehrkräfte bestätigen. Eine nachhaltige Entwicklung bekommt das Instrumentalspiel nicht bei einem Kurzkontakt oder bei einer zwar längeren, aber oberflächlichen Begegnung, sondern durch längerdauernde, professionell motivierte, tiefergehende Beschäftigung mit Instrument und Musik.
„Fakt ist…“ - Ein Paradigmenwechsel steht an. Die Erstgründungen unserer Musikhochschulen im 19. Jahrhundert galten der Bewunderung der hohen Kunst und den inzwischen erreichten hohen instrumentalen Fähigkeiten. Kunstgenuss bekam fast kultische Züge. Virtuosen wurden quasi angebetet, Auftrittsorte tempelartig gestaltet. Große Orgeln gaben den Konzerthäusern zusätzliche Weihe. Obwohl Komponisten bis dahin durchaus auch für „Kenner und Liebhaber“ komponierten und nie nur herausragend Begabte unterrichteten, sondern auch Laien, Liebhaber, „höhere Töchter“, schuf man Ausbildungseinrichtungen als reine „Künstlermusikhochschulen“. Die „Privatmusik“, die „Dilettantenschule“ musste draußen bleiben. Unterricht für „Private“ wurde angeboten, aber in eigenen Einrichtungen. Ein Unterricht in die Breite der Bevölkerung hinein war noch kein Thema.
Auch das moderne Konzertleben entstand damals. Im Gegensatz zum kritisierten Adel wollte die bürgerliche Bewegung Kunstverständnis zeigen, aß, trank und schwatzte nicht mehr, wenn Musik ertönte, siehe Mozarts Klage aus Frankreich, sondern feierte die Künstler, saß still und lauschte. Während wir nun seit ca. 170 Jahren den Künstlern lauschen, genussvoll, ohne Zweifel, haben wir dabei das Singen und das Spiel der Instrumente vernachlässigt.
Die professionellen Künstler und ihre Musik wurden staatliche Aufgabe. Die Musik der Gesamtbevölkerung, die „Privatmusik“, ist Privatsache geblieben. Der Amateurbereich ist sich selbst überlassen. Kulturbeamter: „Sollen wir den Leuten auch noch ihre Hobbys finanzieren!?“ Ist es kein Hobby, ins Opernhaus zu gehen? Wieso wird dies Hobby staatlich getragen und der Musikverein muss sehen wie er zurechtkommt? Immerhin gibt es den Musikunterricht der allgemeinbildenden Schulen. Der reicht nicht, siehe unten. Und das Lauschen dominiert. Meist ist es allerdings eher ein Sich-berieseln-Lassen, nur Klangtapete. Mit den Richtungsentscheidungen des 19. Jahrhunderts haben wir es bis heute zu tun. Sie behindern uns mittlerweile bei der Nachwuchsgewinnung.
Es ist jetzt dringend an der Zeit, nach den jüngeren Impulsen von „unten“, also der Ausweitung musikpraktischer Angebote für a l l e Bürgerinnen und Bürger mit der „Offenen Musikschule“, der „Musikschule für alle“, mit den zahlreichen Musikalisierungsprojekten wie „Jedem Kind ein Instrument“, „Jedem Kind seine Stimme / JEKISS“, „Wir machen Musik“ etc. und dem „Handlungsorientierten Musikunterricht“ der allgemeinbildenden Schulen, einem Musikunterricht, der alle Schülerinnen und Schüler wieder mehr singen und mit Instrumenten spielen lässt, es ist an der Zeit diesen Projekten von „unten“ folgend auch in den Musikhochschulen den entsprechenden Schritt zu tun! Die Lehre der Lehre, die Lehre derjenigen, die uns das Lauschen u n d das Singen und das Instrumentalspiel lehren, muss in den Hochschulen einen anderen Stellenwert bekommen. Die Lehre der Lehre, die alle erreicht, vom Kinderkurs über die Breitenarbeit bis zur Studienvorbereitung und zur Hochschuldidaktik. Diesen großen Schritt brauchen wir, damit sich die musikalische Bildung und Ausbildung im Land verbessert. Wir hören viel, aber wir spielen und singen zu wenig. Der Effekt unserer Lehre an der Basis, zumindest bei den „klassischen“ Instrumenten, ist so mäßig, dass wir ausländische Studierende nicht als Anreicherung begrüßen, sondern zum Substanzerhalt. Die KünstlerInnenausbildung reiche doch, so argumentieren häufig Hochschulvertreter, denn von sehr guten Künstlern gespielte sehr gute Konzerte könnten Menschen für die Musik gewinnen. Aber die Menschen müssen erst einmal für den Besuch dieser Konzerte mobilisiert werden. Das können die InstrumentallehrerInnen, die privat und in den Schulen fast alle Menschen erreichen. Besonders durch Praxis werden Kinder und Jugendliche für Musik begeistert. Gerade sie kommen erfahrungsgemäß auch als erste in den Konzerten an.
Bildung entwickelt sich im Sinne einer Pyramide. Je breiter die Basis, desto höher kann sich eine Spitze entfalten. „Auf dem größten Misthaufen wachsen die schönsten Blumen!“ (Wilhelm Mahler). Je mehr junge Leute unterrichtet werden, desto mehr Talente können geweckt und entdeckt werden, auch potentielle Bewerberinnen und Bewerber für die Hochschulen.
Aber was die Spitze angeht, den potentiellen Hochschulnachwuchs, geht es auch um Ausbildungstiefe, um die Frage der Messlatte. Tatsächlich werden in einigen Ländern der Erde einige Jugendliche besser auf ein Musikstudium vorbereitet als bei uns. Methodisch werden wir von dort nicht alles übernehmen wollen. Aber die Messlatte, so hoch sie dort oft aufgelegt ist, z.B. in Asien, die sollte uns beschäftigen. Sie liegt bei uns zu tief. Die künstlerischen Ausbildungen sehen sich der Exzellenz verpflichtet, schaffen das auch. Die Lehre der Lehre, mit unzureichenden Ressourcen ausgestattet, kann da nicht mithalten. Aber genau sie ist Zubringerin zu den künstlerischen Ausbildungen. Was bei der Lehre der Lehre nicht vorbereitet wird, wird bei den Eignungsprüfungen der künstlerischen Ausbildungen vermisst. So einfach ist das.
Es müssen Ausbildungsziele und Methoden weitergegeben werden, mit denen die Lehrkräfte draußen mehr Menschen erreichen als bisher, die aber auch jungen Leuten, die professionell werden könnten, dabei den richtigen Weg aufzeigen. Selbstverständlich ist es reiz- und ehrenvoll, „Künstlermusikhochschule“ zu sein, „Rising Stars“ auszubilden. „Privatmusik“, „Dilettantenmusikschule“, Nachwuchsarbeit sind inzwischen auf den Hochschulen auch dabei, aber stehen messbar im Schatten. Studierende im WS 2019/20 Instrumentalmusik / Orchestermusik: 27,5%, Musikerziehung im freien Beruf und an Musikschulen: 12,9%; Abschlussprüfungen in Studiengängen für Musikberufe 2019 Instrumentalmusik / Orchestermusik 35,5 %, Musikerziehung im freien Beruf und an Musikschulen 12,6 %, (miz). Und das ist der Hintergrund: Seit Anfang der 90er-Jahre hat Deutschland (leider) fast 40 Orchester und über 2000 Orchesterstellen verloren, ein „Überschuss“ an AbsolventInnen der Orchesterstudiengänge wird breit diskutiert, während die Musikschulen den Mangel an (angemessen qualifizierten) BewerberInnen beklagen.
Stehen unsere Musikhochschulen also selbst auf dem Schlauch? Weil sie sich im Bereich Lehre der Lehre zu wenig engagieren? Einzelne hochbegabte Kinder aus den Musikschulen herauszuholen und ihnen auf einer Hochschule entgeltfreien Professorenunterricht anzubieten reicht augenscheinlich nicht als Nachwuchsmaßnahme.
Und die Umsetzung?
Die Lehre der Lehre braucht entsprechend hochqualifizierte DozentInnen, mehr Stellen, bessere Vergütungen für die beteiligten Honorarkräfte, mehr Ressourcen, mehr Studienplätze, mehr Stunden, mehr aktuell gebotene Lehrveranstaltungen. Studierende brauchen heute einerseits vermehrt Lehrangebote für die musikalische Breitenarbeit, damit mehr Menschen für das praktische Musizieren begeistert werden, eben auch mehr Talente geweckt werden. Sie brauchen dafür auch den Gruppen- und Klassenunterricht, den Unterricht in musikalischer Vielfalt und in Diversität. Sie müssen theoretisch und praktisch (!) weit stärker als bisher auf das aktuelle Berufsfeld (»Employability«) vorbereitet werden. Aber sie brauchen auch mehr Knowhow, was die Entwicklung von Spitzenleistungen angeht, Anregungen für mehr Ausbildungstiefe. Wie steigert man Motivation, Beharrlichkeit, Lust auf Exzellenz? Bitte nicht mehr wie der legendäre Professor: „Du hast doch gesehen, wie ich unterrichte!“
Das Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ z.B. (Breitenbildung?) hat längst den Schwung verloren, dabei ist es überhaupt noch nicht ausgereizt. Jedes, wirklich jedes Kind sollte in der Schule ein Instrument kennenlernen. Da sollten wir weitermachen. So erreichen wir Kinder, die nicht von den Eltern zum Instrumentalunterricht gebracht werden. Eine wichtige Lehraufgabe für die Musikhochschulen.
Wir brauchen mehr „Fahrstuhl“-Angebote, besondere Fördermaßnahmen, d.h. Musik-Kitas, musikbetonte Grundschulen, Musikzweige in den Schulen, Musikgymnasien, Musikschulen, Förderklassen, Intensivkurse, Kinder- und Jugendmusikfreizeiten, Kammermusik, Studienvorbereitungen. Hier können Hochschulen Kooperationspartner sein und Steigerungen bewirken.
Und die Politik?
In den Elternhäusern, Hauptimpulsgeber für das Singen und das Instrumentalspiel, wird Musik inzwischen wohl mehr gehört als selbst gespielt. In den Kitas und Schulen fehlen Musikangebote. Besonders in den Schulen, wo fast alle Kinder und Jugendlichen erreicht werden könnten, ist der Musikunterricht in den letzten Jahrzehnten regelrecht erodiert. Statt Ganztagsschulunterricht von 8 bis 16 Uhr gibt es nachmittags meist nur „Betreuung“ mit Larifari-Angeboten. Wie viele Kinder und Jugendliche haben nach 8 Stunden Schule noch Kraft und Lust intensiv für den Instrumentalunterricht zu üben? Die Öffentlichkeit überschlägt sich zwar geradezu mit Musikalisierungsprojekten („Projektitis“). Tatsächlich braucht es mehr Zeit zum Üben und kontinuierlich und langfristig stattfindende Lernangebote. Wenn Elternhaus und Schule es nicht bringen, kann der Amateurbereich retten. Er ist sowieso der Humus des Musiklebens. Aber seine Bildungsangebote, die Musikvereine, Musikschulen, freien Lehrkräfte und freien Ensembles gelten noch zu sehr als „privat“, werden ganz in der Tradition des 19. Jahrhunderts nicht als staatliche Aufgabe gesehen, sind entsprechend unterfinanziert und strukturschwach. Auch die kostbaren Angebote der Kirchenmusik kämpfen oft um’s Überleben, wenn auch aus anderen Gründen. Dieser Amateurbereich ist, was die Existenzbedingungen angeht, auf stabile Füße zu stellen. Die Mängel besonders im Bereich der Soloselbstständigen hat die Corona-Pandemie erschütternd deutlich gemacht.
Der Wert von Bildung ist allgemein anerkannt - aber man muss sie sich auch finanzieren können. Bisher gilt: „Wer hat, der spielt“. Darum ist eine Idee wie die von „Jedem Kind ein Instrument“ so effektiv: Erste Instrumentalerfahrungen entgeltfrei in der allgemeinbildenden Schule, so früh wie möglich, damit alle Kinder erreicht werden. Instrumentale und vokale Ersterfahrungen sollten erheblich weniger vom Bildungshintergrund und vom Geldbeutel der Eltern abhängen.
Die Umsteuerung der Hochschulausbildungen ist finanzierbar. 24 Musikhochschulen in einem einzigen Land haben genügend Personal- und Sachmittel. Das Umsteuern ist nur eine Willensfrage. Bei den zahlreichen Pianistenausbildungen kann man mit der Umsteuerung beginnen. Es muss auch nicht für jedes Orchesterinstrument eine Professur geben. Es muss nicht an jeder Hochschule jedes denkbare Fach angeboten werden. Es ist nur ein Gerücht, dass die Studiengänge sich intensiv gegenseitig besuchen. „Tante-Emma-Laden“, immer „alles unter einem Dach“, oder Fachgeschäft? Musikhochschulen könnten sich zur Qualitätssteigerung spezialisieren. Bei 24 Hochschulen könnte es 3 oder 4 Spezialhochschulen geben. Mögliche Spezialisierungen: Orchestermusik, Gesang, Musiktheater, Lehre (Kinder-, Jugend-, Erwachsenen- und Hochschullehre), „Musik kreativ“, Alt und Neu, Populäre Musik, Weltmusik, Musik digital, …
Für Unterstützungsmaßnahmen zur Förderung der musikalischen Breitenarbeit außerhalb der Hochschulen werden die Mittel dann auch reichen, sei es für wirklich nachhaltige Musikalisierungsprojekte, für Tage der offenen Tür innerhalb und außerhalb der Hochschulen, für Schnupperangebote, Kooperationen und Konzerte in Kitas und Schulen, die von Studierenden moderiert werden…
Bei den nächsten Zielvereinbarungen zwischen Landesregierungen und Hochschulen können die ersten Schritte verabredet werden. Aber wappnet euch! Die Tür zur Freiheit der Lehre hinein ist eng.
„Fakt ist…“ - Der Paradigmenwechsel muss vollzogen werden. Studierende der Lehre der Lehre sind nicht nur welche, die nicht so gut spielen können, sondern sind die zukünftigen Befähiger für praktisches Musizieren und auch Zulieferer für die künstlerischen Ausbildungen. Die Lehre der Lehre ist zukunftssichernder Forschungs- und Ausbildungszweig der Musikhochschulen!
Wir haben diese kostbare Infrastruktur mit immer noch fast 130 Kulturorchestern, über 80 Opernveranstaltern, 24 öffentlichen Musikhochschulen, 931 öffentlichen Musikschulen, tausenden Musikvereinen, unsere Hochschulen werden hochgeschätzt als Ausbildungsstätten in „klassischer“ Musik etc., diese Kostbarkeiten müssen mit mehr eigenem Nachwuchs bespielt bleiben. Sonst gefährden wir sie auch!
Dann werden ausländische Studierende nicht Tropf sein, an dem die deutschen Musikhochschulen hängen, sondern gelebte Internationalität, fruchtbarer Austausch, kulturelle Bereicherung.